Führung und Freiheit
"Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut."
Thukydides
Menschen - also auch Mitarbeiter und Teams -
sind in ihren Handlungen frei.
Sie handeln aus sich heraus, auf Grundlage dessen, was sie in ihrer Umwelt wahrnehmen, und auf Grundlage dessen, was Sie für sich als gut und sinnvoll erachten. Mitarbeiter und Teams steuern und organisieren sich selbst.
Wir plädieren dafür, diese Selbstorganisation nicht als "Eigensinn", als lästige und ärgerliche Quelle von Widerstand, sondern als Rahmenbedingung allen Führungshandelns zu verstehen - und als große Chance. Denn Motivation, Begeisterungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft lassen sich weder anordnen noch sonstwie herbeizwingen. Wo man sie antrifft, sind sie aus der Fähigkeit zur Selbstorganisation erwachsen. Und aus guter Führung, die Selbstorganisation ermöglicht.
Führungskräfte mit echtem Respekt vor der Freiheit ihrer Mitarbeiter und Teams fokussieren sich darauf, günstige Rahmenbedingungen für die Selbstorganisation zu schaffen. Sie verstehen sich nicht als "Macher" und "Entscheider", sondern als "Entwickler" und "Wegbereiter". Sie erkennen die Stärken der Mitarbeiter und eröffnen Freiräume, diese Stärken zu entfalten. Sie setzen Ziele und vereinbaren Rahmenbedingungen, lassen den Mitarbeitern innerhalb dieses Rahmens aber freie Hand, um eigene Lösungen zu finden und umzusetzen. Sie nehmen sich die Freiheit, die Lösung noch nicht zu kennen und nicht alles selbst zu entscheiden. Im Gegenzug vertrauen und beharren sie darauf, dass Lösungen gefunden und Entscheidungen getroffen werden.
Führungskräfte, die so vorgehen, müssen Unsicherheiten aushalten. Die Mitarbeiter und der Projekterfolg sind eben nicht direkt steuer- und kontrollierbar. Die Führungskraft kann einen Rahmen schaffen, der den Erfolg wahrscheinlich macht, wird aber niemals die völlige Gewissheit über die Konsequenzen von Entscheidungen haben. Auch muss sie damit leben, dass Mitarbeiter andere Wege gehen und dabei zu anderen Lösungen kommen als man selbst. Schließlich muss die Führungskraft in der Lage sein, mit den allgegenwärtigen Veränderungen umzugehen: Mit neuen Kundenanforderungen, neuen Mitbewerbern, neuen Projektstrukturen, neuer Software, neuen Vorgesetzten und Kollegen, neuen Erwartungen, Strukturen und Zielen.
Es erfordert Mut von Führungskräften, diese Unsicherheiten und Veränderungen auszuhalten und konstruktiv mit ihnen umzugehen. Aber es lohnt sich, vor allem auf lange Sicht - denn nur so kann aus gewährter Freiheit tatsächlich Eigenverantwortung erwachsen. Der bekannte Managementberater und Motivationsexperte Reinhard K. Sprenger bringt es auf den Punkt: "Freiraum, Vertrauen und Wertschätzung fördern langfristig Leistung und Engagement, weil sie in der Folge Motivation, Selbstorganisation und Commitment hervorbringen."